LOHNE (CSW). Sie sind entweder straffällig geworden, halt- und orientierungslos, weisen Ver-haltensstörungen auf oder stellen für sich und andere eine Gefahr dar: Die Rede ist von sieben Jungen im Alter von zehn bis 14 Jahren, die übergangsweise in der „Geschlossenen Intensiv-therapeutischen Wohngruppe" (GITW) des Caritas-Sozialwerkes St. Elisabeth in Lohne untergebracht sind. Es ist die einzige dieser Art in Niedersachsen.
Ins Leben gerufen wurde die Einrichtung, nachdem die niedersächsische Landesregierung 2009 einen Träger für eine Geschlossene Wohngruppe für dissoziale und/oder hochdelinquente Kinder und Jugendliche gesucht hatte – und im Caritas-Sozialwerk (CSW) in Lohne fündig wurde. Seither leistet dieses unter der Bereichsleitung von Reinhard Schwarze und Wohngruppenleiter Hartwig Markus wertvolle Hilfe zur Erziehung sowie Eingliederungshilfe von Kindern mit seelischen Behinderungen. Das Niedersächsische Landesamt für Soziales, Jugend und Familie nimmt dabei eine Aufsichts- und Beratungsfunktion wahr.
Wie diese Hilfe ganz konkret aussieht und die Bedingungen vor Ort sind, welchen Aufwand das CSW bei der Wohngruppe betreibt, wie Prozesse optimiert werden und welche Wirkung die Hilfen erzielen – darüber informierten sich am Mittwochmorgen, 26. Juli auf Einladung des CSW hochrangige Vertreter der niedersächsischen Landesregierung: Christian Armborst, Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Soziales, Jugend und Familie, Klaus Niersmann, Leiter des Niedersächsischen Landesjugendamtes und Brigitte Wagner, Teamleiterin „Hilfen zur Erziehung" im niedersächsischen Landesjugendamt.
„Wir freuen uns sehr, dass sie der Einladung gefolgt und unserer Arbeit mit Interesse und Wertschätzung begegnen", sagt Heribert Mählmann, Vorstandsvorsitzender des Caritas-Sozialwerkes. „Es war ein sehr offener Austausch, in dem wir authentisch und transparent über unsere Arbeit berichten konnten", so Mählmann. Der Begrüßung und Vorstellungsrunde sowie einer Einordnung, in welchem Rahmen sich die GITW beim Caritas-Sozialwerk bewegt, folgte ein Rundgang durch die Einrichtung. „Die Arbeitsbedingungen, unser Konzept sowie unsere von Wertschätzung und Anerkennung geprägte Zusammenarbeit mit den Kindern wurden sehr wohlwollend unterstützt", sagt Reinhard Schwarze.
So berichtete Schwarze den Gästen etwa vom regelmäßig stattfindenden „Runden Tisch" mit den ortsansässigen Kooperationspartnern Schule, örtlichem Amtsgericht, Kinder- und Jugendpsychiatrie Neuenkirchen und Aschendorf, Polizei und Justiz, Stadt Lohne, der Praxis Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Koppe in Oldenburg, Jugendamt Vechta, niedersächsisches Landesjugendamt und Universität Vechta. Auch verwies er auf die Begleit- und Anschlussforschung durch die Uni, über die die Nachhaltigkeit der Arbeit innerhalb der GITW regelmäßig geprüft wird. Außerdem tauschten sich die Gesprächspartner über die gesellschaftlichen Entwicklungen aus, nach denen straf- und verhaltensauffällige Kinder zunehmend jünger und ihre Biografien immer komplexer werden.
Nach zwei Stunden endete das Treffen mit dem Vorhaben, im offenen und konstruktiven Austausch zu bleiben. Heribert Mählmann zeigte sich erfreut: „Die Unterstützung für unsere Arbeit in der GITW durch das Niedersächsische Landesamt für Soziales, Jugend und Familie im Rahmen ihres Beratungsauftrages war heute deutlich spürbar."
Über die GITW:
Die im Mai 2009 errichtete „Geschlossene Intensivtherapeutische Wohngruppe" (kurz: GITW) des Caritas-Sozialwerkes St. Elisabeth in Lohne ist die einzige dieser Art in Niedersachsen. Sie verfügt über sieben geschlossene, stationäre Plätze für hoch delinquente, also straffällig gewordene und/oder dissoziale, die Normen missachtende Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren. Weitere zwei Plätze werden als offene Plätze im sogenannten „grünen Bereich" der GITW an-geboten. Das Niedersächsische Landesamt für Soziales, Jugend und Familie nimmt dabei einen Aufsichts- und Beratungsauftrag wahr.
Die GITW verbindet Leistungen einer Jugendhilfeeinrichtung mit freiheitsentziehenden Maßnahmen im geschlossenen Bereich mit intensiver pädagogischer und therapeutischer Arbeit. Der Einzugsbereich umfasst vorrangig Niedersachsen, kann aber im Bedarfsfall auf das gesamte Bundesgebiet erweitert werden. Die Wohngruppe befindet sich in einem im April 2009 neu fertiggestellten und für die Zwecke einer geschlossenen Wohngruppe umgebauten ehemaligen Förderschulinternat auf dem Gelände des Caritas-Integrationszentrums am Rande der Stadt.